Ausbilder: Mehr als nur Vorbild

Die moderne Rolle in der Lehrlingsausbildung: Wer denkt, dass Ausbilder nur Wissen vermitteln, liegt weit daneben.

Die moderne Rolle in der Lehrlingsausbildung

Wer denkt, dass Ausbilder nur Wissen vermitteln, liegt weit daneben. Die Rolle eines Ausbilders ist heute komplexer und weitreichender als je zuvor. In einer Zeit, in der Lehrlinge nicht nur fachlich, sondern auch persönlich betreut werden müssen, sind Ausbilder oft viel mehr als nur Wissensvermittler – sie sind Mentoren, Coaches, Vertrauenspersonen und sogar ein Stück weit Lebensbegleiter.

Foto Ausbilder und Lehrling

Mehr als nur Gesetz und Lehrplan

Klar, das Berufsausbildungsgesetz (BBiG) verlangt, dass Ausbilder ihren Lehrlingen alle Fertigkeiten und Kenntnisse beibringen, die im Berufsbild gefordert sind. Das klingt auf dem Papier recht simpel. Doch in der Praxis bedeutet das weit mehr als bloß das Abarbeiten eines Lehrplans. In der heutigen Arbeitswelt ist die fachliche Kompetenz nur eine Säule der Ausbildung – die zweite, ebenso wichtige, ist die menschliche Entwicklung.

Lehrlinge sind oft junge Menschen, die sich in einer entscheidenden Phase ihrer psychologischen Entwicklung befinden. Sie erleben den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt, der oft mit Unsicherheiten, Selbstfindung und persönlichen Herausforderungen verbunden ist. Genau hier müssen Ausbilder ansetzen: Sie müssen nicht nur Fachwissen vermitteln, sondern auch als psychologische Stütze und sozialer Anker agieren.

1. Die Rolle der Vertrauensperson: Nah am Menschen

Im Leben eines Lehrlings passiert viel – der erste Liebeskummer, Konflikte im Elternhaus oder schlechte Noten. Solche Dinge können den Alltag eines jungen Menschen erheblich beeinflussen. Hier müssen Ausbilder oft als Vertrauensperson einspringen und nicht nur berufliche, sondern auch persönliche Unterstützung bieten.

Praxisbeispiel:

Ein Lehrling, der seine Ausbildung gerade begonnen hat, ist plötzlich in der Schule abgestürzt und wirkt am Arbeitsplatz unmotiviert und zurückgezogen. Als Ausbilder erkennen Sie das und bieten ein offenes Gespräch an. Der Lehrling vertraut sich Ihnen an – er steckt in einer familiären Krise. Sie organisieren gemeinsam einen Plan, der dem Lehrling erlaubt, sich besser zu strukturieren und klare Prioritäten zu setzen. Dank Ihrer Unterstützung gewinnt er neues Selbstvertrauen und verbessert seine Leistung sowohl im Betrieb als auch in der Schule.

2. Der Coach: Lernbegleiter statt Befehlshaber

Das alte Modell, bei dem Ausbilder hauptsächlich Belehrungen und Anweisungen gaben, ist längst überholt. Heute verstehen sich viele Ausbilder als Lernbegleiter. Sie helfen den Lehrlingen, sich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich zu entwickeln und ihre eigenen Stärken zu erkennen.

Praxisbeispiel:

Anstatt stur auf bestimmte Arbeitsweisen zu pochen, gibt ein moderner Ausbilder einem Lehrling die Möglichkeit, eigene Lösungswege zu finden. Dabei agiert der Ausbilder als Moderator und Coach, der den Lernprozess unterstützt, ohne ständig einzugreifen. Der Lehrling entwickelt dadurch nicht nur seine fachliche Kompetenz, sondern auch Selbstständigkeit und Problemlösungsfähigkeiten.

3. Der Fachexperte: Wissen vermitteln und Vorbild sein

Natürlich ist die fachliche Kompetenz nach wie vor eine Kernaufgabe der Ausbilder. Sie sind Experten auf ihrem Gebiet und teilen dieses Wissen mit den Lehrlingen. Aber heutzutage ist Fachwissen alleine nicht genug. Ausbilder müssen auch ein Vorbild sein – nicht nur im beruflichen Kontext, sondern auch im menschlichen Umgang.

Praxisbeispiel:

Ein Ausbilder in einem Handwerksbetrieb zeigt seinem Lehrling nicht nur, wie eine bestimmte Maschine bedient wird, sondern erklärt auch, warum Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein in diesem Beruf so wichtig sind. Der Lehrling lernt dabei nicht nur die Technik, sondern auch, wie wichtig es ist, für seine Arbeit geradezustehen und einen hohen Qualitätsanspruch zu haben. Durch dieses Vorbildverhalten entwickelt sich der Lehrling zu einem verantwortungsbewussten Mitarbeiter.

4. Die erste Führungskraft: Den Weg in die Arbeitswelt ebnen

Die Rolle der Ausbilder geht weit über den Abschluss der Ausbildung hinaus. Sie sind oft die erste Führungskraft, die ein junger Mensch in seinem Leben erlebt. Und das prägt! Wie wir von unseren ersten Vorgesetzten geführt werden, hat einen großen Einfluss auf unser gesamtes Arbeitsleben und auf die Erwartungen, die wir an zukünftige Führungskräfte stellen.

Praxisbeispiel:

Ein Lehrling, der in einem Ausbildungsbetrieb das Gefühl hat, fair behandelt zu werden, Unterstützung zu bekommen und in seinem Wachstum gefördert zu werden, entwickelt eine positive Einstellung zur Arbeitswelt. Diese Erfahrung prägt seine zukünftige Karriere – er wird selbst ein engagierter Mitarbeiter und vielleicht eines Tages sogar eine genauso unterstützende Führungskraft.

Die moderne Rolle der Ausbilder

Die Rolle der Ausbilder hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Laut dem ibw-Forschungsbericht sehen sich viele Ausbilder heute in einer Vielzahl von Rollen: als Fachexperte, Moderator, Berater und Coach. Diese Rollenvielfalt zeigt, wie sehr sich der Fokus verschoben hat – weg von bloßer Wissensvermittlung hin zu einer umfassenderen Betreuung, die sowohl berufliche als auch persönliche Entwicklung fördert.

Dabei sind die Ausbilder nach wie vor Fachexperten. Aber es geht um mehr: Sie sind Vorbilder, Vertrauenspersonen, Coaches und vor allem erste Führungskräfte für die jungen Menschen, die ihnen anvertraut sind. Sie prägen das Bild, das die Lehrlinge von der Arbeitswelt haben, und haben eine immense Verantwortung, die oft unterschätzt wird.

Fazit: Mehr als Vorbild – Ausbilder als Schlüssel für die Zukunft

Ausbilder von heute sind weit mehr als nur Wissensvermittler. Sie begleiten junge Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben, helfen ihnen, persönliche und berufliche Hürden zu überwinden und geben ihnen das Werkzeug an die Hand, um selbstbewusste, kompetente Fachkräfte zu werden. Dabei sind sie Vertrauenspersonen, Coaches, Führungskräfte und vor allem: ein Vorbild, das jungen Menschen zeigt, wie sie ihren Weg in der Arbeitswelt finden und erfolgreich meistern können. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass Sie Ihre Ausbilder auch weiterentwickeln (Training, Coaching) und Sie unterstützen. Mehr über die Generation Z, lesen in diesem Artikel.

Zu oft wird von guten Mitarbeitern verlangt, einen Lehrling auszubilden – ohne, dass sie gefragt werden. Das ist ein fataler Fehler, denn: Nicht jeder kann und möchte “führen”. Also besser vorher nachfragen und den Mitarbeiter auf den Job entsprechend vorbereiten. 

Warum das alles enorm wichtig für Ihre Position als attraktiver Arbeitgeber ist, lesen Sie hier: Arbeitgebermarke ist nur für Konzerne

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